Wieviel Heu brauchen wir „gehaltenen“ Pferde?
Es gibt Ställe in den südlichen Regionen der Erde, da bekommen meine Artgenossen nur 3 Kilo Stroh, Heu oder Luzerne pro Tag und können damit überleben. Aber solch eine Fütterung bedeutet Stress für den Pferdekörper. Gesund ist eben anders.
In unseren Breiten gilt die Formel 1,0 – 1,5 Kg Heu pro 100 Kg Körpermasse. Dass wären dann bei einem 600 Kg Pferd ca. 7 – 9 Kg Heu pro Tag. Ein Pferd kann am Tag bis zu 18 Kg Heu vertilgen. Bei dieser Menge an Heu wären über 100 MJ an Energie im Pferdekörper, was bei der moderaten Bewegung der „gehaltenen“ Pferde unweigerlich zur Verfettung führen würde. Ausserdem wäre bei einer solch hohen Heumenge eine Kraftfutteraufnahme nicht mehr möglich.
Viel entscheidender bei der Heufütterung ist die Qualität.
Wenn das Heu nicht von allerbester Güte ist, entstehen extreme Nachteile für uns Pferde. Denn mit der Menge an Heu und dem Grad an Kontamination, zum Beispiel durch Schimmelpilze, die im Heu mehr oder weniger unausweichlich sind, steigt auch die Gesamtbelastung des Pferdekörpers, was Atemwege, Leber und Darm betrifft. Die im Rahmen von mikrobiellen Belastungen und Fehlgährungen entstehenden biogenen Amine, vor allem Histamin (was übrigens im Falle von Heulage oder Silage noch wesentlich schlimmer ist), können zu allergischen Reaktion, aber auch Nasenausfluss, Chronisch obstruktiver Broncitis (COPD), Magengeschwüren sowie angelaufenen Beinen (Herzrhythmusstörungen), Kotwasser und Durchfall führen.
Also, werte Pensions- und Stallbetreiber: Spart nicht am Heu!
Nicht die Masse, sondern die Klasse an Heu ist in der Pferdefütterung relevant. Ein Pferd ist mit Sicherheit mit 8 Kilo hochwertigem Heu am Tag besser versorgt als mit 16 Kilo qualitativ schlechterem Heu. Zudem verbleiben dem mäßig gefütterten Pferd Stoffwechselreserven. Durch eine moderate Kraftfutterfütterung mit klassischem Hafer und weniger mit Gerste oder Mais bleibt das Pferd aktiver und hat mehr Freude an der Beweglichkeit, die wiederum dem Stoffwechsel zugute kommt.